Seit einigen Monaten waren wir bereits am Vorbereiten und Planen. Am Samstag vor den Sommerferien war der Tag unseres Jubiläumsfestes zum 20-jährigen Vereinsbestehen dann gekommen! Das Wetter zeigte sich bereits morgens von seiner besten Seite und es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden. So konnten die Pferde die Sonne und den leichten Wind auf der Koppel genießen, während wir gemeinsam Hof und Halle für das Fest am Nachmittag herrichteten.
Am späten Vormittag legten dann die Reiterinnen und Reiter und einige Helferinnen los: Sättel, Trensen und Stiefel wurden zum Glänzen gebracht und die Pferde wurden für die Aufführung geputzt und eingeflochten. Manche Pferde schienen zu spüren, dass ein besonderer Tag war, und konnten kaum stillhalten. Dank der Hilfe erfahrener Hände waren trotzdem bald alle Pferde vorbereitet für ihren Einsatz.
Währenddessen war in der Reithalle noch die Musikanlage aufgebaut worden und die Musik konnte getestet werden – (fast) alles lief nach Plan (nur das Mikro streikte)! Kurz vor Beginn des Festes kam das Café-Mobil, das vor der Reithalle die Gäste mit Kaffeespezialitäten versorgen sollte: ein umgebauter, gelber Fiat Cinquecento wurde sicher an seinen Platz gebracht. Nebendran standen die Tische für die selbstgebackenen Kuchen der Vereinsmitglieder bereit und den Weg dorthin säumten Fotos mit Portraits der Pferde aus den letzten 20 Vereinsjahren. Inzwischen waren auch die Nachwuchs-Voltis eingetroffen und schlüpften aufgeregt vor ihrem ersten Volti-Auftritt in die Volti-Anzüge und bekamen ihren selbstgebastelten Schmuck in ihr Haar.
Vorbereitung der Reitanlage
Aufbau des Kaffee-Mobils
Vorbereitung der Pferde
Die Voltis kurz vor ihrem Auftritt
Und dann begann das Fest! Rund 200 Gäste hatten sich zum Jubiläumsfest angemeldet, mehrere Weitere hatten spontan doch Zeit und kamen kurzentschlossen. Der Hof war bald gefüllt mit vielen fröhlichen Vereinsmitgliedern, viele mit ihren Familien. Einige sind extra zu diesem Anlass angereist, um die alten Freunde wiederzusehen und gemeinsam zu feiern! Es war ein freudiges Sich-Begrüßen, viele bedienten sich am Kuchen und Gebäck, ließen sich den Kaffee schmecken und unterhielten sich. Beim gemeinsamen Betrachten der Pferdefotos wurden Erinnerungen wach und viele waren berührt davon, dass die Pferde nicht vergessen werden, sondern im Herzen bei uns bleiben. Währenddessen tummelten sich – ohne Zuschauer – in der Halle bereits die vier Jahreszeiten: Roddel und die acht Pferde für die Sommer- und Herbst-Quadrillen wurden in der Halle geführt und abgeritten.
Und dann ging es los: Doris eröffnete mit der Festtagsrede ganz offiziell die Jubiläumsfeier, begrüßte die Gäste, machte einen Rückblick auf die letzten Jahre und leitete die Aufführung „Roseck im Lauf der Jahreszeiten“ ein! Die Aufführung begann zur Musik aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Drei Voltis aus der Montags-Volti-Gruppe stellten als Schneeflocken auf Roddel den Winter dar. Dann verwandelte sich Roddel vom Winterpferd in ein Frühlingspferd und zum „Blumenwalzer“ von Tschaikowski kamen sieben Dienstags-Voltis herein und vertrieben zuerst im Galopp den Winter. Dann stellten sie im Schritt zu „Flowers“ von Miley Cyrus das beginnende Blühen der Blumen im Frühjahr dar. Danach ging der Frühling in den Sommer über: zu „Here comes the sun“ von den Beatles kamen Cyrano, Sandro, Stella und Sirius in die Halle. Ida, Rosalie und Elisa und Theo, die wie so viele vor einigen Jahren ganz klein auf Roseck mit dem Reiten begonnen hatten und inzwischen Jugendliche sind, ritten Herzen, die Mühle und das Kleeblatt, immer wieder trennten sich ihre Wege, um immer wieder ganz dicht zusammenkommen. Am Ende des Sommers kam schließlich zu „Allegria“ von Cirque du Soleil der Herbst hereingeweht: die Füchse Ludwig, Doreen und Cormet und der Braune Aragorn umrundeten zunächst einmal „den Sommer“ und „verjagten“ ihn dann, indem sie durch den Slalom einritten. Passend „zum Herbst“ war Aragorn, sehr beeindruckt von all den Zuschauern, stürmisch drauf. Mit aller Ruhe setzten unsere schon fast-erwachsenen Reiterinnen Maria, Lena, Hannah und Josepha, die vor etwa zehn Jahren bei uns im Verein ganz jung mit Volti oder Reiten angefangen haben und im Verein groß geworden sind, mit ihrer Quadrille noch einmal neu an. Hier waren die Wege weiter, sie trennten sich häufiger. Doch auch hier trafen die Wege – Schlangenlinien, Herzen und Volten – immer wieder aufeinander. Am Ende kamen die vier Reiterinnen mit ihren Pferden zu „This is the Life“ von Amy McDonald aus der weitesten Entfernung der vier Ecken in der Mitte in einem Halbkreis zur Schlussaufstellung zusammen. Die Pferde, Reiterinnen, Reiter und Voltis der vorangegangenen Aufführungen kamen noch einmal in die Halle.
Eröffnung
Winter
Frühling
Sommer
Herbst und Schlussaufstellung
Es war uns bereits beim Üben sehr wichtig zu zeigen, wie wertvoll und besonders der Zusammenhalt und die Gemeinschaft in unserem Verein sind. Wir wollten darstellen, dass wir nur gemeinsam so viel Großartiges schaffen können und dass es zusammen am schönsten ist. An erster Stelle steht dabei immer, dass es sowohl den Pferden als auch den Reiterinnen und Reitern gut geht und Spaß macht! Daher haben wir beim Üben viel daran gefeilt, dass wir wirklich zusammen reiten, aufeinander Acht geben, dass wir beim Voltigieren aufeinander aufpassen und uns gegenseitig halten. Die Aufführung war genau darauf abgestimmt, was die einzelnen Voltis, Reiterinnen und Reiter können. Sie ritten und voltigierten in der Aufführung stellvertretend für alle anderen.
Nach dem Schlussbild verließen die Pferde die Halle Richtung Stall, während die Voltis in der Halle blieben – denn wir hatten noch etwas vorbereitet. Doris, nichtsahnend dass es noch eine Überraschung geben würde, leitete über in den offenen Teil des Festes. Dann erklang die Melodie des „Wellerman Sea Shanty“, viele aus dem Jugendteam und einige Weitere kamen in die Halle hinein und wir bildeten einen großen Kreis. Gemeinsam führten wir zu unserem gedichteten und bei der Heu-Übernachtung aufgenommenen „Roseck-Lied“ unseren eingeübten Tanz vor und die Gäste klatschten und sangen mit. Am Ende des Tanzes bildeten wir eine Gasse, durch die Silvi Puschl und Heike Princess, beide geschmückt mit Herzen-Ketten, hereinführten. Hinter den beiden brachten Naemi, Maike, Lucie und Zoe unser Vereinsgeschenk herein, das wir unter anderem im Rahmen der Heu-Übernachtung sowie im Jugend-Team miteinander gebastelt und gebaut hatten.
Silvi hielt eine Rede, in der sie sich im Namen des Vereins bei Herbert und Doris für die wunderschönen 20 Jahre bedankte, in denen sie für so viele mit ihrer Herzlichkeit mit dem Stall und Verein ein zweites Zuhause geschaffen haben. Sie bedankte sich für ihre großartigen Pferde, die uns allen so sehr am Herzen liegen und die uns so viele einzigartige Erfahrungen schenken. 20 Jahre sind eine lange Zeit. Es sind so viele Freundschaften entstanden. Wir durften und dürfen so viele großartige Pferde erleben und alles miterleben von der Geburt eines Fohlens bis zum Abschied eines geliebten Pferdes. Es ist einzigartig und nicht selbstverständlich, was wir alles mitnehmen dürfen! Dafür überreichten wir den beiden die symbolische „Roseck-Stalltür“:
- 20 Hufeisen für 20 wunderschöne Jahre mit so vielen großartigen Pferden. Ganz bunt und individuell verziert, so verschieden wie unsere Vereinsmitglieder sind und was uns so besonders macht! Die 20 Hufeisen sollen Glück bringen.
- 20 Kleeblätter stellvertretend für glückliche Pferde auf taufrischen Wiesen – und natürlich für noch mehr Glück!
- Rosen, weil sie so widerstandsfähig sind und jeder Herausforderung standhalten – so wie dieser Verein! Rosen natürlich auch, weil der Reitverein den Namen in sich trägt! Ein Rosenstrauch, der immer weiterwachsen kann.
- Ein Rappe aus Ton in Form des Logo-Pferdes, stellvertretend für alle großartigen Pferde, von und mit denen wir lernen dürfen und durften. Ein Rappe, weil Cyrano als Europameister und Weltmeisterschaftsteilnehmer den Namen des Vereins überall hin getragen hat. Ein Rappe auch deshalb, weil fast alle selbstgezüchteten Pferde Rappen sind.
- Das Ganze als Stalltür mit offenem Fenster symbolisiert die Offenheit unseres Vereins. Umgebaut wurde dazu ein Hindernisständer, der die Verbundenheit zum Sport zeigt.
Wir überreichten auch den Liedtext über den PSV Roseck, gedichtet von Janina, und eine gesammelte Spende, mit der sich Herbert und Doris selbst eine Freude machen können. All das ist heimlich entstanden, im Rahmen der Heu-Übernachtung und in den letzten Wochen nebenher… Ein Gemeinschaftsprojekt von ganz vielen!
In diesem Rahmen nutzte auch das Jugendteam die Gelegenheit, Janina mit einer Kleinigkeit zu überraschen, um sich für die vielen tollen Ideen und Umsetzungen bei Jugendaktionen, Ausflugszielen und Bastelprojekten sowie für die Gestaltung des Pferdeprogramms am Jubiläumsfest, das von Kindern und Jugendlichen unter ihrer Leitung vorbereitet und durchgeführt wurde, zu bedanken.
Das Fest ging dann weiter mit leckerem veganem Essen aus dem Pferdeanhänger vom Catering „Gute Laune“ sowie feinstem afrikanischem Essen vom „Karibu Catering“ aus Reusten. Die Getränke (unter Anderem Apfelsaft von den Obstbaumwiesen direkt nebenan) spendete uns Herr Meixner. Gemütlich saßen wir vor dem Stall an den langen Biertischen zusammen und genossen das Beisammensein!
Später zogen dann immer mehr Gäste in Richtung Reithalle. Dort lief Musik und es gab eine Foto-Präsentation mit den Ereignissen und Erlebnissen der letzten 20 Jahre! Viele Erinnerungen kamen hoch und es war schön, diese miteinander zu teilen. Andy machte uns dazu feine Cocktails und so blieben viele in der festlich geschmückten Halle, bis es längst dunkel war. Erst um Mitternacht gingen die letzten Lichter aus. Was für ein wunderschönes Jubiläumsfest! Einzigartig und besonders, so wie unser Verein!
Am ersten Juli-Wochenende, als der Sommer nach wochenlangem Sonnenschein und Trockenheit eine kleine Pause einlegte, staunten die Pferde nicht schlecht: am Samstagnachmittag richteten rund 20 Kinder und Jugendliche und das Jugendteam das Heu-Zelt mit Schlafsäcken und Isomatten gemütlich für die Nacht her. Nach 4 Jahren Pause konnte endlich wieder unsere traditionelle Heu-Übernachtung stattfinden! Wie gewohnt mit etwas unbeständigem Wetter, doch die etwas kühleren Temperaturen und die paar Regenschauer störten uns überhaupt nicht.
Wir starteten unsere Heu-Übernachtung mit ein paar Spielen in der Halle, bevor dann jeder seinen Schlafplatz für die Nacht aussuchte. Sobald jede ein schönes Plätzchen neben ihren Freundinnen gefunden hatte, ging es wieder in die Halle. Wir hatten nämlich ein paar geheime Pläne: Denn in drei Wochen stand unser Jubiläumsfest an und wir wollten Herbert und Doris mit einem von Janina gedichteten Lied über Roseck, einem dazu einstudierten Tanz und einem großen selbstgebastelten Geschenk überraschen und uns damit bei ihnen für die wunderbaren letzten 20 Jahre bedanken.
Erstmal war es nicht so leicht, ins Tanzen hineinzukommen, zumal alle weder Text noch Choreographie kannten. Doch nach den ersten paar Minuten begann es allen richtig Spaß zu machen. Es war zwar anstrengend, den Text zu sagen und gleichzeitig die Bewegungen zu machen, doch von Mal zu Mal wurden wir sicherer und nach einer knappen Stunde waren wir mit unserem Ergebnis schon ziemlich zufrieden.
Zurück am Stall erwarteten uns Laura und Corinna bereits mit einem einladend gedeckten Tisch, geschützt vor dem Regen unter zwei großen Schirmen. Das Feuer war bereits fertig, um unser Grillgut zu grillen. So ließen wir es uns gemütlich schmecken. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und wir genossen das Beisammensein sehr.
Als alle satt und auch die gegrillten Marshmallows verspeist waren, ging es ans Geschenk: Wir tonten vierblättrige Kleeblätter, die Herbert und Doris ganz viel Glück bringen sollen. Diese wollten wir dann in den kommenden Tagen an einem Hindernisständer festnageln. Außerdem bemalte jede ein Shetty-Hufeisen und verzierte es mit Glitzer und Sternchen ganz individuell. Wir hatten viel Spaß dabei, auch wenn besonders das Tonen nicht so leicht war, wie im ersten Moment gedacht. Das Ergebnis hätte jedoch nicht schöner sein können!
Alle hatten so viel Freude, dass wir kurz überlegten, direkt mit dem Basteln der Kostüme für die Aufführungen am Jubiläumsfest weiterzumachen. Doch dann entschieden sich doch alle, dass wir gemeinsam ins Zelt gehen und einen Pferdefilm anschauen. Wir wählten zusammen den lustigen Film „Hände weg von Mississippi!“ aus. Bevor es „Film ab!“ hieß, machten wir allerdings noch die Aufnahme unseres Roseck-Liedes, zu dem wir beim Jubiläum tanzen wollten. Anschließend machten wir es uns im Zelt mit etlichen Knabbereien bei Girlanden-Licht und „Kerzen“-Schein gemütlich und amüsierten uns beim „Pferde-Kino im Heu“. Gegen Mitternacht kehrte dann Ruhe ein und die meisten konnten gut schlafen – das erste Mal im neuen Heu-Zelt!
Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt! Die Regenwolken hatten sich verzogen und es versprach ein richtig schöner Tag zu werden. Gemütlich blieben die ersten noch in ihren Schlafsäcken liegen, bis nach und nach alle wach wurden. Während die Pferde ihr Heu und Futter bekamen, wurden so langsam alle munter und wanderten nach vorne, wo bereits ein feines Frühstück wartete: süßes, frisches Obst, duftende Brötchen, Kuchen, Zopf, Marmelade, Tee, Kaffee… für jede war etwas dabei. Wir genossen das gemeinsame Frühstück nach der Nacht im Zelt bei Sonne und zwitschernden Vögeln.
Anschließend gingen wir noch einmal in die Halle und übten, diesmal zu unserem aufgenommenen Lied, noch einmal den Tanz. Jetzt klappte es schon richtig gut und wir freuten uns bereits darauf, den „Roseck-Tanz“ in drei Wochen beim Fest aufzuführen und waren gespannt, was Herbert und Doris zu unserem „Roseck-Lied und -Tanz“ sagen würden. Etwas außer Puste nach dem ersten Frühsport, wurden wir nochmal künstlerisch aktiv: für die „Vier-Jahreszeiten-Aufführung“ wollten wir Schmuck basteln! Die Voltis schnitten für ihre Winter- und Frühlings-Kür Schneeflocken und Blumen aus Filz aus und verzierten sie mit Glitzer. Für die Sommerquadrille entwarfen die Reiterinnen Sonnen für ihre Helme und für den Schweif und schnitten sie ebenso aus Filz aus. Beeindruckend, wie schnell so viel Schönes entstehen kann, wenn so viele Hände gemeinsam am Werk sind! Nebenher konnten die Voltis sogar schon die Volti-Anzüge anprobieren und den für sie passenden aussuchen.
Um elf Uhr waren wir dann gerade mit allem fertig und schon kamen die Eltern zum Abholen.
Es war eine sehr schöne Heu-Übernachtung! Besonders gefreut hat uns, wie viele Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters dabei waren, und was für eine tolle Gemeinschaft in kürzester Zeit entstanden ist. Wir waren uns am Ende wohl alle einig, dass wir direkt wieder eine Heu-Übernachtung machen würden, denn manche wollten am liebsten einfach gleich dableiben.
Unser letzter Pferdesonntag war ein Pferdesonntag ganz besonderer Art: wir trafen uns zwar auf Roseck, doch machten uns dann gleich mit vier Autos auf den Weg ins Haupt- und Landgestüt Marbach. Dort erwartete uns Julia für eine exklusive Führung durchs Gestüt mit ihren Einblicken als Auszubildende kurz vorm Abschluss. Wir versammelten uns im Gestütshof am 1844 errichteten Stutenbrunnen, wo sie uns ein paar allgemeine Infos über das Haupt- und Landgestüt Marbach erzählte, zum Beispiel dass das Gestüt auf eine mehr als 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann und derzeit rund 550 Pferde auf den Gestütshöfen und den Vorhöfen untergebracht sind. Wir hörten, dass dort Pferde aller Altersklassen vom Fohlen bis zum alten Pferd wohnen; wir erfuhren, dass auf einem „Gestüt“ im Gegensatz zur Reitanlage Roseck nicht nur Stuten und Wallache, sondern auch Hengste gehalten werden. Auf dem Gestüt Marbach werden Deckhengste verschiedener Rassen zur Zucht gehalten.
Dann ging es los in die Stallungen des Gestütshofs Marbach: dort zeigte uns Julia zuerst die jungen Stuten, die gerade auf ihre Stutenleistungsprüfung vorbereitet werden. Weiter im Stall zeigte sie uns einige der aktuellen Warmblut-Deckhengste. Einem älteren, sehr erfahrenen Hengst legte sie ein Halfter mit Führkette an und erklärte uns einige sehr wichtige Regeln im Umgang mit Hengsten. Wir diskutierten auch die Boxenhaltung und welche Vor- und Nachteile diese Haltungsform bereithält. Dabei erklärte sie uns auch, dass die alten Stallungen leider nicht umgebaut werden dürfen, weil sie Denkmal geschützt sind.
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Weiter ging es dann zu den oberhalb liegenden Stutenstallungen, wo die Warmblut- und Araberstuten mit ihren Fohlen stehen. Wir sahen den großen (leeren) Laufstall, weil die Stuten und Fohlen auf der Koppel waren, und Julia erklärte uns, wie dort die Fütterung funktioniert und wann die Stuten mit ihren neugeborenen Fohlen in die Herde dürfen. Wir durften sogar zwei Warmblutstuten mit ihren gerade erst ein paar Tage alten Fohlen im Stall anschauen. Dort zeigte uns Julia auch das Futter, das die Fohlen mit drei Monaten zusätzlich bekommen und erklärte uns, wie die trächtigen Stuten vor der Geburt ihrer Fohlen überwacht werden.
Auf einer Koppel waren zwei Warmblutstuten mit ihren auch noch sehr jungen Fohlen, die wir sogar streicheln durften. Daneben stand die Araberstutenherde mit ihren Fohlen. Dort war es sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich schnell die Fohlen zu Schimmeln werden. Manche der Fohlen waren schon richtig hell, anderen sah man noch überhaupt nicht an, dass sie einmal Schimmel werden. Zudem erfuhren wir hier von Julia, dass inzwischen schon häufig mit Embryotransfer gearbeitet wird, dass also manche Stuten gar nicht die genetischen Mütter der Fohlen sind.
Danach ging es weiter in die nächsten Ställe: Dort sahen wir zum einen Vollbluthengste – Araber und ein Englisches Vollblut – sowie im Fahrstall Altwürttemberger, Schwarzwälder Kaltblut und schwere Warmblüter. Und dann zeigte uns Julia sogar die Ausrüstung fürs Fahren! Wir durften die schweren Geschirre halten und dann zeigte sie uns an einem 24-jährigen, ganz erfahrenen Fahrpferd wie die Ausrüstung angelegt wird. Danach durften wir dann noch auf die Kutschen sitzen und Julia erklärte uns, worauf es beim Fahren ankommt.
Das waren bereits viele spannende neue Eindrücke und ganz viele tolle Pferde! Manche hätten am liebsten erstmal eine Pause gemacht. Doch das Vespern verlegten wir in die Autos. Denn nun ging es über eine kurze Autofahrt weiter auf den Vorhof Hau, auf dem Julia uns eine der Aufzuchtstationen zeigen wollte. Dort sind in Laufställen und auf den umliegenden, sehr weitläufigen Koppeln die einjährigen und zweijährigen Hengste in Gruppen untergebracht. Julia zeigte uns die Laufställe und erklärte uns, was zu den täglichen Aufgaben auf dem Vorhof gehört. Sie erzählte uns, wie die Gruppen zusammengesetzt werden und wie viele Junghengste in einer Herde zusammenstehen. Auch der Stationsleiter kam vorbei und erzählte uns ein wenig von der Geschichte des Vorhofs Hau. Zum Abschluss gingen wir noch zu einer Herde und beobachteten sie ein wenig.
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Und dann mussten wir leider schon wieder aufbrechen, damit die Eltern nicht allzu lange auf uns warten müssen. Denn wir haben so unheimlich viel gesehen und von Julia erfahren, dass die Zeit nur so verflogen ist. Wir sind uns einig: das war ein sehr schöner Ausflug! Wir bedanken uns sehr herzlich bei Julia für ihre Zeit und ihre eindrucksvolle Führung mit so vielen besonderen Einblicken. Sehr rührend waren die vielen Fohlen, besonders das gerade erst fünf Tage alte Fohlen. Außerdem war für uns sehr spannend, wie die Haltung und der Umgang mit den Deckhengsten auf dem Gestüt funktioniert. Besonders die Jüngeren fanden es sehr spannend, wie Zucht überhaupt funktioniert und dass Besitzer ihre Stuten nach Marbach bringen können, dort von einem ausgewählten Hengst gedeckt werden und dann bei ihnen zuhause ein Fohlen zur Welt bringen. Ein Highlight war der Fahrstall, denn das Fahren ist für uns größtenteils ganz unbekanntes Terrain!
Ein Frühjahrsgewitter hielt uns nicht davon ab, uns intensiv mit dem Pferdeverhalten und der Pferdesprache zu beschäftigen. Wie können wir mit den Eigenschaften der Pferde als Flucht-, Herden- und Steppentiere umgehen? Wie berücksichtigen wir ihre Bedürfnisse bei ihrer Haltung und Fütterung? Und zuvorderst natürlich: Wie können wir uns dem Pferd verständlich machen? Wie können wir Reaktionen erahnen, wie vermitteln wir dem Pferd, was wir wollen?
Wir stellten uns verschiedene Situationen vor und testeten dann direkt mit Stella und Cormet, wie sie auf unsere Körpersprache reagieren. Und am Ende gelang es allen, die beiden – trotz des lecker duftenden Heus, bei dem wir standen – mühelos vorwärts, rückwärts und seitwärts zu dirigieren. Wir überlegten, wie die Pferde gesund gefüttert werden sollten, gerade mit Blick auf ihre Steppentier-Vorfahren. Dazu schauten wir uns direkt die verschiedenen Futtermittel an. Anschließend stärkten wir uns selbst mit Gebäck und Tee und diskutierten dabei, wie Pferde bei unterschiedlichen Gegebenheiten als Flucht- und Herdentiere reagieren können. Wie erkennen wir, an welcher Position Pferde in der Herde stehen? Was bedeutet das für die Zusammensetzung von Koppelgruppen, aber auch für unseren Umgang mit ihnen? Und schließlich sprachen wir noch darüber, wie wichtig es ist, dass wir den Pferden Sicherheit vermitteln, damit sie uns vertrauen und dadurch willig folgen können.
Das haben wir dann gleich in der Halle ausprobiert – und zwar beim Führen durch verschiedene, teilweise durchaus für Fluchttiere erschreckende, Hindernisse hindurch. So ging es für Stella, Roddel und Cormet vorwärts und rückwärts durch ein Stangen-L aus Trainingshilfen und über die Trainingshilfen als Bodenstangen hinweg. Hier ging es zum einen darum, den Pferden mit der richtigen Körpersprache zu signalisieren, wo sie hinlaufen sollen, ohne die Stangen zu übertreten. Zugleich sind die Trainingshilfen noch ungewohnt für die Pferde, sodass wir ihnen hier die nötige Sicherheit vermitteln müssen, dass ihnen nichts passiert. Das Führen übten wir außerdem beim Durchqueren eines Slaloms. Die beiden anderen „Gefahren-Stellen“ waren eine blaue Trainingsmatte auf dem Boden, die es zu überqueren galt, und ein Regenschirm (passend zum Wetter…). Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir konnten sehr viele unterschiedliche Reaktionen bei Stella, Roddel und Cormet beobachten. Am Ende gingen alle Pferde furchtlos durch die „Gefahren“ und vertrauten ihren Führerinnen auf allen Wegen durch den Parcours.
Wir freuen uns bereits auf die nächste gemeinsame Jugendaktion: den Ausflug auf das Gestüt Marbach im Juni!
Longieren heißt: das Pferd im Kreis laufen lassen, damit es bewegt ist? Von wegen! Acht Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren haben zwei Tage in den Osterferien genutzt, um sich intensiv mit den Grundlagen des Longierens und der Arbeit mit dem Pferd an der Longe zu beschäftigen. Drei der Teilnehmerinnen waren bereits letztes Jahr beim Longierlehrgang dabei und konnten die ersten Erfahrungen von damals vertiefen, was deutlich macht, dass es auch beim Longieren und bei der Bodenarbeit im Allgemeinen immer etwas dazuzulernen gibt.
1. Tag – Longieren
Welche Ausrüstung ist für welche Zwecke geeignet? Damit starteten wir am Gründonnerstag in den Kurs. Dann übten wir das Handling von Longe und Peitsche sowie die Wirkung der Longe im Pferdemaul zunächst ohne Pferd, um ein erstes Gefühl zu bekommen. Anschließend zeigte Doris mit Ludwig an der Longe die Grundlagen: Antreten, Gangartwechsel durch das Einsetzen der Hilfsmittel Longe, Stimme und Peitsche sowie den Handwechsel. Im weiteren Verlauf des Tages durfte jede alles neu Gelernte oder bereits Bekannte beim Longieren eines „eigenen“ Pferdes ausprobieren, vertiefen und verfestigen.
1. Tag – Bodenarbeit
Nach dem gemeinsamen Mittagessen bei strahlendem Sonnenschein und fröhlichem Vogelgezwitscher sowie den letzten beiden Longiereinheiten des ersten Tages beendeten wir den Tag mit einer Session Bodenarbeit: jede führte ein Pferd durch einen kniffeligen Parcours, der höchste Konzentration erforderte. So ging es durch einen Slalom, durch ein Stangen-L, durch eine „Hoch-Tief-Reihe“ und zuletzt über Cavaletti, wobei über der letzten Stange anzuhalten und rückwärts zu richten war. Cormet, Cyrano, Doreen und Stella machten die Aufgabe brav mit und alle konnten sich darin üben, wie sie ihre Körpersprache auch bei dieser Form der Bodenarbeit noch deutlicher einsetzen können, um möglichst fein mit dem Pferd zu kommunizieren und den Parcours zu meistern.
2. Tag – Longieren
Mit den Eindrücken des ersten Tages starteten wir voller Motivation in den zweiten Lehrgangstag. Wir besprachen, wie wir das Longieren gut einsetzen und welche Wirkung wir dadurch erzielen können und wie unterschiedliche Pferde auf verschiedene Art und Weise davon profitieren. Außerdem vertieften wir die Aspekte Takt, Losgelassenheit und Anlehnung der „Ausbildungsskala des Pferdes“: wir diskutierten, woran wir erkennen, dass unser Pferd an der Longe taktvoll, losgelassen und in Anlehnung geht. Weiter überlegten wir, wie wir diese Aspekte durch die Arbeit an der Longe verbessern können. Unser Ziel für den zweiten Tag lautete, unser Pferd an der Longe so zu arbeiten, dass das Pferd gut gymnastiziert und abwechslungsreich trainiert wird. Erwünscht wird damit eine gute Wirkung für die Gesundheit, körperliche Verfassung und das Reiten. Das theoretisch Diskutierte setzten alle dann mit auf die eigenen Vorkenntnisse und auf jedes Pferd abgestimmten Aufgaben um. Jede Lehrgangsteilnehmerin freute sich über die Erfahrung der Arbeit mit dem Pferd vom Boden aus und war beeindruckt von der feinen Kommunikation mit dem Pferd trotz der Entfernung durch die Longe. Übereinstimmend erzählten die Teilnehmerinnen von besonderen Momenten im Laufe des Lehrgangs: die Pferde reagieren so sensibel auf jegliche Signale, die wir durch unsere Körpersprache, Longe und Peitsche aussenden. Fasziniert waren alle davon, wie viel mehr Kommunikation und damit auch Arbeiten mit dem Pferd am zweiten Tag bereits möglich war.
Bei der letzten Theorieeinheit betteten wir bei Tee, Lebkuchen und Kaminfeuer das Longieren als Teil der Bodenarbeit in die Arbeit mit dem Pferd ein und besprachen, was wir sonst noch alles unter den Begriff der Bodenarbeit fassen; darunter fällt zum Beispiel das Führen (durch einen Parcours) sowie das Vorführen (auf der Dreiecksbahn). Dabei ging es auch um den Begriff „Horsemanship“. Wir beendeten den Kurs mit dem Vorführen eines Pferdes auf der Dreiecksbahn.
Ein sehr intensiver Lehrgang war damit vorbei. Es war schön zu sehen, mit wie viel Offenheit und Neugier sich jede darauf eingelassen hat, gemeinsam in der Gruppe und mit den verschiedenen Pferden Neues zu lernen und Bekanntes zu vertiefen. Wir freuen uns, wie feinfühlig, aufmerksam und geduldig jede auf jedes einzelne Pferd eingegangen ist und sich auf die Pferdesprache eingelassen hat – echtes „Horsemanship“! Die Eindrücke und Erfahrungen des Lehrgangs bieten eine solide Basis für weiteres Arbeiten am Umgang mit Pferden. Auch für Abzeichenprüfungen wie den Pferdeführerschein Umgang oder Bodenarbeit sowie ein Longierabzeichen ist die beste Grundlage gelegt. Das Interesse daran ist bei den Lehrgangsteilnehmerinnen da und vielleicht wird es im Laufe des Jahres einen entsprechenden Lehrgang geben.